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New York, 7 Dez. 1946

Sehr geehrter Herr Doktor,

vielen Dank für die Zusendung Ihres “Cosmos without Gravitation.” Ich habe es sogleich gelesen. Obwohl es sehr klar und einfach geschrieben ist, verstehe ich leider von dem Gegenstand so gar nichts, dass ich kein sachliches Urteil über dieses Werk abgeben kann. Doch habe ich den Eindruck, dass es genial, umstürzend und grundlegend ist, ebenso wie “Worlds in Collision” und “Ages in Chaos,” dass es Ihnen aber hier ebenso wie dort bloss gelungen ist, die grosse Unsicherheit der derzeit geltenden Axiome aufzuzeigen, dass Sie es aber den betreffenden Wissenschaftlern überlassen, die Schwierigkeiten, die sich Ihren neuen Erklärungen entgegenstellen, aus dem Wege zu räumen. Mein Vater, der es gleichfalls sofort zu lesen wünschte, hatte einen ähnlichen Eindruck. Haben Sie es schon an Einstein geschickt? Und wünschen Sie eigentlich, dass man dafür Propaganda macht?

Auf p. 3 steht: “a work of research entittied ‘Worlds in Collision’ now being prepared for publication.” Heisst das, dass Sie nun endlich einen Verleger gefunden haben? Ich warte schon geradezu sehnsüchtig auf diese frohe Nachricht von Ihnen.

Seit dem Sommer habe ich schon 4 oder 5 neue Argumente gefunden, die Ihre These bekräftigen würden. Aber nach wie vor weiss ich keines, dass sie bewiese und so muss ich leider dabei bleiben, sie für falsch zu halten, so sehr mir auch der Gedanke Spass macht, dass sie richtig sein könnte.

Soeben habe ich nach langem Zögern meinen kleinen Aufsatz, in dem ich das Vorkommen des Königsnamens Haremheb im Grab des Petamenophis durch die Annahme eines bisher unbekannten Königs Haremhab II erkläre, nach Brüssel an die “Chronigue d’Egypte” geschickt. Es ist wenig wahrscheinlich, dass sie es drucken werden. Ich habe Ihnen voriges Jahr von diesem Plan erzählt, und Sie hatten nichts dagegen.

Bei mir gibt es allerhand Neues, ich bin stets busy, und meine meist schiechte Gesundheit gestattet mir nur einen Bruchteil dessen zu tun, was ich möchte, sollte und müsste. Vor allem werde ich allerhöchst wahrscheinlich ab Februar Ägyptisch-Kur-se an der School for Asiatic Studies (Iranian Institute) halten, als offizieller Lecturer. Ob ich’s können werde, weiss ich nicht, aber das Engagement scheint perfect. So brauche ich mich also nicht länger um eine Anstellung bei der Columbia University zu bemühen.

Im letzten Heft des JNES ist ein kleiner Aufsatz von mir erschienen, nur ½ Seite lang, aber immerhin ein Anfang, und als Lebenszeichen sehr wichtig.

Momentan bin ich damit beschäftigt, für Professor Yahuda (er telephonierte mir, nachdem er aus meinem Aufsatz ersehen hatte, dass ich der einzige ägyptische, Philologe in New York sei) einen Aufsatz von Fehlern und Ungenauigkeiten zu säubern. Falls Sie den Mann näher kennen sollten, würde mich Ihr Urteil über ihn sehr interessieren, ich selbst bin mir über seinen Charakter noch nicht ganz im Klaren, ich bin neugierig, wie er es aufnehmen wird, wenn ich ihm die Ungenauigkeit seiner Arbeitsweise vorhalten werde, im Gegensatz zu Ihnen scheint er sich nämlich nicht für einen genialen Dilettanten, sondern für einen ausgelernten Ägyptologen zu halten. Falls er Kritik vertragen sollte, würde ich ganz gerne für ihn arbeiten, denn es schmeichelt mir natürlich, wenn mich jemand braucht. Aber nur, wenn er mich ordentlich bezahlt. Denn was er zu sagen hat, ist sehr wenig interessant.

Indem ich hoffe, dass Sie bald einen Verleger gefunden haben werden, und mit den besten Grüssen und Wünschen

Ihr Walter Federn


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