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N.Y. 30.VII.47

Sehr geehrter Herr Doktor,

Es ist nun sicher, dass ich übermorgen aufs Land fahre (ausser ich verschlafe den Zug), und da möchte ich zu unserem Gespräch am vorvorgangenen Samstag noch einiges bemerken: l) Es ist mir nicht gelungen, eine Publikation von den Canons des Ptolemaeus ausfidig zu machen. 2) Da Prof. Seele eben nach Ägypten gefahren ist, ist Prof. W.F. Edgerton tatsächlich der einzige Ägyptologe, der als Begutachter Ihres Buches in Betracht käme, und unter den Orientalisten am ehesten Prof. Goetze in Yale. (Mehr als l oder 2 Kapitel wird Ihnen eben bestimmt niemand lesen, und die Chance, nützliche Bemerkungen zu bekommen, scheint mir viel geringer als das Risiko, dass der empörte Leser Ihren Perspektiven Verleger spontan vor Ihnen als vor einem gemeingefährlichen Irren warnt).

3) Nach langem Hin - und Her - Überlegen, da ich ja Ihre Obstinatheit kenne, möchte ich nun doch versuchen Ihnen klar zu machen, dass die aus stilistischen Gründen notwendige Datierung der Admonitions in die I. Zwischenzeit, bzw. frühes M.R. mit Ihrem chronologischen Schema nicht um vereinbar ist, sondern sogar sich aus diesem ergibt, falls Sie Konsequent bleiben wollen. Denn wenn Sie einerseits an der I.Kings 6. 1 überlieferten Zahl von 480 Jahren festhalten wollen, (woran ich bei Ihrer Einstellung dem Bibeltext gegenüber nicht zweifle) und Salomon als Zeitgenossen der Hatshepsut ansehen, so folgt daraus mit mathematischer Genauigkeit eine Datierung des Exodus in die Zeit der Bürgerkriege vor der Einigung Ägyptens unter der 12. Dynastie.

Darüber, dass zwischen Ende des M.R. und Beginn des N.R. nur ca. 200 Jahre liegen, ist man sich seit langem einig, in Winlock’s “Rise and Fall of the Middle Kingdom in Thebes,” das vor ein paar Wochen bei Mac Millan erschienen ist, haben Sie nun die ungefähr genauen Jahreszahlen für die einzelnen Dynastien von der 11. bis zur 17. Falls Sie sich auch für diese Periode über das akzeptierte Schema hinwegsetzen wollen, so müssten Sie ebenso viele Argumente (oder Scheinargumente) für die Verlängerung dieser Periode beibringen wie für die Verkürzung der Periode zwischen 18. und 31. Dynastie; ersteres dürfte noch viel schwieriger sein als letzteres, und ich kann mich nicht erinnern, dass Sie auch nur ein einziges Argument dafür vorgebracht hätten. Falls Ihre Gleichung Hyksos-Amalekiter (die mir sehr gut gefällt) richtig ist, so sehe ich keinen Grund, warum die bei Nefer-rahu und Merikare erwähnten Asiaten nicht Amalekiter gewesen sein. Von Königen dieser Eindringlinge steht in keinem Papyrus was. Das war eben eine spätere Entwicklung. Studieren Sie jedenfalls Winlock’s Buch!

Mit herzlichen Grüssen, und vielem Dank für die freundliche Aufnahme und das wunderbare Oatmeal, an Sie und Ihre Frau Gemahlin

Ihr Walter Federn

Wenn ich zurückkomme, wird meine erste und wichtigste Aufgabe die Erlangung des Permit für die Columbia-Library sein. Ich hoffe. Sie werden mir dabei behilflich sein.

Meine Sommer-Adresse ist: Box 191, Belten Landing, N.Y., doch wird natürlich nachgeschickt. - Mein Vater lässt Sie freundlich grüssen.


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